Okay, eventuell war der einleitende Satz “Beispiele helfen ja, Dinge besser zu verdeutlichen.” nicht hinreichend deutlich. Dann fürs Protokoll: Persönlich finde ich Vergleiche IMMER seltsam, hinkend, ungenügend usw. Sie sollten lediglich einen Teilaspekt modellhaft verdeutlichen und nicht den Diskurs auf völlig andere Themen lenken. Insofern bin ich da vielleicht auch etwas übers Ziel hinuasgeschossen.
Und wenn es ein klügere Wortwahl gibt als Impfpflicht, nur her damit. Ich finde das Wort eigentlich recht treffend. Sowas wie “Impfgebot” bzw. “Ansteckverbot” wäre doch eher befremdlich.“Zwangsimpfung” erscheint mir jedenfalls nach wie vor eher eine Art Bekenntnis zum Realitätsverleugnungslager zu sein. Zwang ist ja eher die letzte (gerichtlich geprüfte und verfügte) staatliche Eskalationsstufe, was sich in Begrifflichkeiten wie Zwangsjacke oder Zwangsvollstreckung ausdrückt.
Bürger haben Rechte und Pflichten. Das Recht des Bürgers endet da, wo das des anderen Bürgers beginnt. Das gilt es dann stets im Detail auszuloten. Wenn ein Mitbürger mein Recht auf körperliche Unversehrtheit absichtsvoll missachtet, weil er sein Wohl höher stellt, als das vieler, sind wir in einem solchen Grenzbereich der Abwägung. Kann ich mit geringem persönlichen Risiko das Ansteckungsrisiko für alle deutlich senken, kann man daraus m.M.n. eine Pflicht erwachsen sehen. Manche Pflicht wird dann ggf. auch sanktioniert, insbesondere im Wiederholungsfall. Das geht in der Regel mit Geldstrafen los - etwa bei Nichteinhaltung der Reinigungspflicht auf dem Bürgersteig bis hin zur Wahlpflicht, die manche Länder Geldstrafbewähren. Kommt man der Zahlungspflicht nicht nach, kann es zur “Geldhaft” führen, wo man die Strafe in Tagessätzen “abbezahlt”. Je nach Wichtigkeit einer Sache kann man auch direkt in den Bau wandern. Im Kriegsfall kann es mancherorts für Soldaten sogar zur standrechtlichen Erschießung kommen, so sie ihrer “(Selbst-)VerPFLICHTung” nicht nachkommen (muss man nich gut finden, gibt es aber halt). Insofern übt der Staat bei Nichteinhaltung einer Pflicht ggf. irgendwann einen wie auch immer gearteten “Zwang” aus. Dies muss je nach Sachlage ggf. auch bei Pandemien usw. möglich sein. Wir können nicht zu lassen, dass Einzelne durch Unvernunft und fehlende Einsicht hunderte oder gar tausende in den Tod reißen können, ohne dass man sie auf irgend eine weise stoppen kann. Auch einen Amokläufer versucht man zu stoppen, sogar notfalls mit “finalem Rettungsschuß”, was ausdrücken soll, dass der möglicherweise tödliche Schuß als letzter Ausweg in einer akuten Notlage gesehen wird, andere Menschen zu retten. Eine Pandemie ist durchaus auch eine akute Notlage. Je nach Tödlichkeit muss hier der Staat also auch agieren können. Dies wegen Corona nun als Option grundsätzlich auszuschließen, halte ich wie gesagt für einen Fehler.
Und auch bei Corona muss der Staat handlungsfähig bleiben und gewisse Zwänge ausüben können. Aktuell sehe ich da auch keinen Grund für eine Impfpflicht, selbst wenn freiwillige Maßnahmen nicht zum gewünschten Ziel führen sollten.
Bei hoch ansteckenden, epidemischen Infektionskrankheiten wie Masern scheint mir die Verhältnismäßigkeit jedoch gegeben zu sein für eine erneute Impfpflicht bei Kindern, da diese besonders stark betroffen sind. Von 1980 bis 2013 konnte man per Impfpflicht die Erkranktenzahl immerhin weltweit um 95% reduzieren. Der ~30%ige Anstieg der Masernfälle in den letzten Jahren sollte zurückgefahren werden. Die WHO hatte deshalb 2019 die Masern zur Bedrohung der globalen Gesundheit erklärt. Der Sterblichkeitsrate liegt im Bereich von etwa 1 zu 1000 (RKI) und 3 zu 1000 (ECDC).
Impfverweigerer bestreiten die Notwendigkeit einer Masernimpfung wegen vermeintlicher Nebenwirkungen über das tatsächlich wissenschaftlich eruierte Maß hinaus (15-20% Fieber bei Kleinkindern,10% Impfstellenrötung/-schmerz, 3-5% nichtinfektiöse Impfmasern - sie klingen in der Regel rasch und folgenlos ab,1-5% Hautausschlag, ~0,033% Fieberkrampf, ~0,0033% *Autoimmunthrombozytopenie).
Schwere Komplikationen nach Masernimpfung sind extrem selten. Was man von der Verkennung der sehr realen Gesundheitsrisiken einer Maserninfektion leider nicht mehr sagen kann.
Impfmüdigkeit, Impfangst und FakeNews reduzier(t)en im deutschsprachigen Raum die Herdenimmunität, während in “impfpflichtbewußten” Nachbarländern, von Einschleppungen abgesehen, kein Anstieg von Infektionen und Toten zu verzeichnen ist - was bei uns leider der Fall ist und zum Handeln drängen sollte.
Da die WHO Impfgegner inzwischen bei den weltweit 10 größten Gefahren für die Gesundheit der Menschheit mitzählt, wäre ein Antrag in dieser Richtung weit sinnvoller, als ihnen gar noch das Wort zu reden mit populistischer Anbiederung in Coronazeiten.
Wir sollten lieber einen Weg suchen und finden, der grassierenden FakeNews-eritis irgendwie Herr oder Dame zu werden. Immerhin ist das Medium, das diese “Ausbreitung” befördert, das Kernthema der Piraten. Ein Stichwort könnte da Medienkompetenz und Unterrichtsfach Medien sein. Wäre schön, wenn sich da wer berufen fühlen würde.